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Mediale und konzeptionelle Mündlichkeit bzw. Schriftlichkeit: Der Einfluss medial schriftlicher Internetkommunikation auf die Textproduktion in der Schule

Jan-Henning Nix & Guido Nottbusch

Vortrag auf der 32. Jahrestagung der DGfS in Berlin, 24.-26. Februar 2010

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Abstract

Die gegenwärtigen Sprachgemeinschaften stehen mehr denn je unter dem Einfluss von Medien und deren Nutzung. Daher bietet sich ein von medienwissenschaftlichen Kategorien nicht ganz unabhängiger Blick auf das Thema der Arbeitsgruppe an. Vor dem Hintergrund der medial schriftlichen Internetkommunikation soll sich dieser Beitrag der Fragestellung der AG 5 ("Der Einfluss der Schrift auf die Beschreibung und den Gebrauch der Sprache") in umgekehrter Richtung nähern: Da insbesondere Kinder und Jugendliche im Schulalter das Internet in hohem Maße zur Freizeitgestaltung benutzen (vgl. Fisch & Gscheidle, 2006: 434) und in diesem Rahmen regelmäßig eine nicht geringe Textmenge produzieren, wollen wir uns diesem Sachverhalt aus schreibdidaktischer Perspektive nähern. Wir stellen dazu die Frage, inwieweit die Schriftsprachproduktion von der konzeptionell eher mündlichen Internetkommunikation (vgl. Schlobinski, 2005: 131) beeinflusst wird, oder anders ausgedrückt: Beeinflusst das Schreiben im Internet den 'Schreibusus' im Schulunterricht? Ein positiver Befund spräche für eine wenigstens durchlässige Grenze zwischen den beiden Modi schriftlich und mündlich.

Bereits vorliegende Beiträge zu dieser Thematik beschränken sich zumeist auf Spekulationen und Hypothesen über die Art der Manifestationen eines solchen Einflusses. Im geplanten Vortrag werden diese Überlegungen aufgegriffen und anhand empirisch erhobener Daten überprüft. Dazu wurden per Fragebogen 50 Datensätze von Schülerinnen und Schülern (9. und 10. Klasse einer Gesamtschule) erhoben, die über das jeweilige Textproduktionsverhalten im Internet Auskunft geben. Neben allgemeinen Informationen wie der täglichen Nutzungsdauer und der Art der genutzten Angebote wurden die Schülerinnen und Schüler insbesondere zu geschriebenem Netspeak (vgl. Crystal, 2002: 18ff.) in der privaten Nahbereichskommunikation (Instant Messenging, Chat und Botschaften im Rahmen von sozialen Netzwerken wie z.B. SchülerVZ) befragt. Die Adressaten der Kommunikation sind in diesen Fällen meist Freunde und Bekannte, sodass die Textproduktion hinsichtlich orthographischer Richtlinien eher informell erfolgt (vgl. Androutsopoulos, 2007). Des Weiteren wurde von den befragten Schülerinnen und Schülern je ein schulischer Aufsatz herangezogen und auf den Fehlergehalt hin untersucht. Für die Analyse im Hinblick auf die Fragestellung wurde die Zahl und Art der in den Texten auftauchenden orthographischen Fehler in Bezug zum Internetnutzungsprofil gesetzt. Auf diese Weise ließ sich überprüfen, inwieweit orthografische Korrektheit als exklusiv schriftsprachliches Merkmal von quasisprechsprachlichen Einflüssen verdrängt wird. Tendenziell zeigt die Statistik einen nur sehr schwachen Zusammenhang zwischen Internetnutzdauer und Fehlerzahl. Die Gründe hierfür und für die ebenfalls aufgetretenen Ausnahmen sollen im Vortrag diskutiert werden.

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